W23 berichtet von unserer zweitägigen primeurs 2023 Reise im Bordeaux. Am Montag, den 22.4.2024, durften wir einige Châteaux und Weingüter des rechten Ufers besuchen (siehe Reisebericht Bordeaux en primeur 2023 Teil 1: Rechtes Ufer – Saint-Émilion und Pomerol), am Dienstag waren wir am linken Ufer unterwegs. Früh am Morgen starteten wir hoch oben in Pauillac im Epi-Zentrum des Médocs und beendeten unsere primeurs 2023 Tour schließlich im Süden in Pessac.
Château Mouton Rothschild
Der zweite Tag unserer Bordeaux primeurs 2023 Tour beginnt. Wir starten mit dem großen Château Mouton Rothschild. Hier probieren wir Château d’Armailhac, Clerc Milon, Petit Mouton und den Grand Vin Château Mouton Rothschild. Insbesondere der Grand Vin ist in diesem Jahr fantastisch. 93% Cabernet Sauvignon und 7% Merlot ergeben bei 13,3% Alkohol eine fantastische Nase. Der Château Mouton Rothschild 2023 ist bereits jetzt zugänglich und verrät Großes. Wir haben eine unfassbar tolle Tanninstruktur, und die Langlebigkeit ist praktisch jetzt schon klar. Trotzdem sind die Tannine schon fein und sehr lang. Der Wein bleibt ewig im Mund, und es zeigen sich feinste Töne von Madagaskar Vanille. So macht es Spaß, in den zweiten Tag zu starten. Dieser Wein ist wirklich großartig, und wir würden ihm heute 98 bis 99 Punkte geben. Wir erwarten, dass hier ein ganz klassischer Vertreter aus Pauillac entstanden ist, der für die nächsten 40 bis 50 Jahre sicherlich Freude machen wird.
Wir fahren weiter zum Chateau Pontet-Canet. Dies ist seit Jahren ein W23 Favorit, so dass wir mit großer Vorfreude das Chateau betreten. 2023 war für das Weingut hart, und zwar nicht aufgrund der Wetterkapriolen am Anfang des Jahres. Es gab weder Frost noch Mehltau, und nach dem feuchten Frühling war es durchgehend heiß. Allerdings war zur normalen Erntezeit nur der Merlot reif. Der Cabernet Sauvignon war noch nicht ausgereift, und es gab eine große Frage: Erntet man unreife Trauben und hat einen Wein, der nicht die Anforderungen erfüllt, oder setzt man alles auf eine Karte und hofft, dass der Cabernet Sauvignon noch reift und am Ende doch noch einen guten Wein hervorbringt? Diese Frage stellte sich mit der Gefahr des Totalverlustes der Trauben, sofern es zu andauernden Niederschlägen käme. Das Weingut hatte Glück. Nach den starken Regenfällen am 21.09.2023 blieb es dann doch trocken. Die Wette ging voll auf! Der Cabernet entwickelte sich prächtig und reifte perfekt aus. Es konnte hier bis in den Oktober gelesen werden. Dadurch konnte ein hervorragender Wein vinifiziert werden, den wir heute im Glas haben.
Wir haben mit 52% Cabernet Sauvignon, 39% Merlot, 6% Cabernet Franc und 3% Petit Verdot einen fantastischen Vertreter aus Pauillac. So muss Pauillac schmecken, und dies ist der ganz typische und legendäre Stil von Bordeaux-Weinen aus Pauillac. Man kann es fast mit dem tollen Jahr 2001 vergleichen, eben ultra-klassisch. Es macht so große Freude, und wir vergeben 99 von 100 Punkten. Für uns ist der Pontet-Canet 2023 genauso, wie Bordeaux schmecken muss. Wir feiern das Weingut und freuen uns, die Reise des Weines in der Flasche über die nächsten 40 Jahre mitzuerleben. Für alle Liebhaber des Weinguts ist hier 2023 Subskription fast schon Pflicht.
Wir machen weiter mit Chateau Ormes de Pez. Wir freuen uns auf diesen Vertreter aus Saint-Estèphe, da dieser Wein in den letzten Jahren uns viel Spaß als ein Wein mit super Preis-Leistungs-Verhältnis gemacht hat. Stets ist er bekannt für seine krachenden und spannenden Tannine. In diesem Jahr sind es 55% Merlot, 34% Cabernet Sauvignon, 6% Cabernet Franc und 5% Petit Verdot bei 13,5% Alkohol. Heute enttäuscht der Wein, auch bereits an der Nase. Er ist nicht gut integriert, hier zeigen sich leichte grüne Töne. Auch der Gaumen zeigt sich sonderbar. Die Tannine scheinen rau und hart und nicht integriert. Dies ist ungewohnt und macht uns keine Freude. Wir werden diesen Wein in diesem Jahr in der Subskription 2023 nicht anbieten.
Und weiter geht es mit dem Grand Vin Chateau Lynch Bages 2023. Dieser Wein ist nicht zuletzt aufgrund unserer Begeisterung für den Wein von 1979 besonders in unserem Fokus. Wir freuen uns und sprechen mit der Inhaberfamilie Cazes. Der Kontakt ist sehr nett und herzlich in diesem kühlen, klinischen Gebäude, das eher an einen Flughafen erinnert. Der Chateau Lynch Bages 2023 ist direkt vorne dabei. 71% Cabernet Sauvignon, 24% Merlot, 3% Cabernet Franc und 2% Petit Verdot ergeben bei 13,7% Volumen einen tollen Wein. Er ist sehr kraftvoll und ein klassischer Vertreter des linken Ufers, besonders aus Pauillac. Wir haben hier sehr kernige Tannine. Dennoch ist es ein klassischer, kraftvoller Vertreter. Die Eleganz der anderen Weingüter wird nicht erreicht. Wir vergeben 94 bis 95 Punkte und sind gespannt auf die Entwicklung dieses Weins, besonders wenn wir an eine Lagerung von über 20 Jahren denken.
Château Grand-Puy-Lacoste
Wir fahren weiter zur primeurs Degustatuion bei Chateau Grand-Puy-Lacoste. Hier, in direkter Nachbarschaft zu Pontet-Canet und auf der anderen Seite der Hauptstraße von Lynch Bages, findet sich diese Perle, die wir schon lange in unserem Programm haben. Wir fangen heute mit dem Zweitwein an, das ist Lacoste Borie. 56% Cabernet Sauvignon, 33% Merlot, 11% Cabernet Franc. Dieser en primeur 2023 Wein hat 13,2 Volumenprozent und kommt extrem zugänglich an den Gaumen. Die Nase macht Spaß und hat tolle Früchte, ohne dabei zu viel Marmelade zu zeigen. Es macht einfach Spaß. Dies ist ein wirklich spaßbringender Wein, der rasch zugänglich sein wird und für uns einer der Preis-Leistungskracher ist. Wir vergeben für einen Zweitwein starke 92 Punkte und gehen trotzdem von einer Lagerfähigkeit von 18 Jahren aus. Weiter geht es mit dem großen Chef des Weinguts, Chateau Grand Puy Lacoste. Hier haben wir 77% Cabernet Sauvignon. Vor dem großen Regen am 21. September 2023 wurde hier gelesen. Es ist zwar früher als bei anderen Chateaux, doch die Tannine des Cabernets zeigen sich beim GPL erstaunlicherweise in einer exzellenten Reife. Der Wein ist wirklich jetzt schon zugänglich, hat eine tolle Länge und Komplexität, sehr strukturiert und balanciert. So macht Verkosten Freude. Wir haben einen würdigen Nachfolger von den letzten Jahrgängen und einen ganz klassischen Vertreter. Wir vergeben 96 bis 97 Punkte und freuen uns schon sehr darauf, den Château Grand-Puy-Lacoste 2023 in der Subskription im Angebot zu haben.
Château Léoville Poyferré
Willkommen zum Weingut Léoville Poyferré. Dies ist seit Jahren beständig ein Garant für große hedonistische Weine und großer Favorit bei uns. Wir starten mit dem Château Le Crock aus Saint-Estèphe, welches ebenfalls von der Familie Cuvelier bewirtschaftet wird. Auch in diesem anspruchsvollen Jahr erreichen hier die Weine absolute Klasse. Die Überschrift des Jahrgangs der Weinmacher spricht auch von Noblesse und Großzügigkeit. Wie wir finden, ein hervorragender Ausdruck, um zu zeigen, in welche Richtung die Weine in diesem Jahr bei Léoville Poyferré gehen. Der Château Le Crock hat 60% Cabernet Sauvignon, 33% Merlot, 2% Cabernet Franc und 5% Petit Verdot. Wir haben ein Alkoholvolumenprozent von 13,49% und wirklich eine sehr zugängliche Nase. Langsam schmiegt sich die Frucht um die Nase und verlangt nach dem Gaumen. Und wenn der Wein im Gaumen ankommt, entsteht eine große Explosion. Die Tannine legen sich in den Mund und halten ewig an. Wie üblich in Saint-Estèphe sind die Tannine etwas rauer und ausgeprägter als in den feineren südlichen Appellationen. Aber dieser Le Crock gehört zu den Besten seiner Zunft, und wir hatten zuletzt schon viel Freude mit gereiften Weinen dieses Weingutes. Wir gehen von einer extremen Lagerfähigkeit aus, locker über 30 Jahre. Weiter geht es mit dem Grand Vin Château Léoville Poyferré 2023. Hier haben wir eine Verteilung von 62% Cabernet Sauvignon, 32% Merlot, 4% Cabernet Franc und 2% Petit Verdot. Einen klassischen Volumenprozentgehalt an Alkohol von 13,1%. Wirklich fantastisch, was den Weinmachern in diesem Jahr hier gelungen ist. Wir haben eine unglaubliche Dichte, und der Wein strotzt vor Kraft bei feiner Eleganz.
So muss Saint-Julien schmecken, einfach unglaublich und ein Vorzeigeathlet dieser Region. Wir haben eine Ausgewogenheit, die es nicht in jedem Jahr gibt, und auch eine kühle Frische dabei. Ewig haltende Tannine, die mehrere Minuten wunderschön im Mund bleiben. So macht Wein Spaß, und wir sind gespannt, die Aromenvielfalt über die Lagerung in einigen Jahren zu entdecken. Ein Langstreckenläufer, der uns alle überleben wird. Und doch wie üblich bei Léoville Poyferré mit frühem Trinkgenuss! 99 Punkte! Unbedingt bei der Subskription Bordeaux 2023 berücksichtigen!
Wir fahren Richtung Süden nach Margaux zum Château Rauzan-Ségla aus dem Hause Chanel. Zum formidablen primeurs 2023 Lunch – frisch zubereitet in Food-Trucks in einer Qualität, die jedes Herz eines kulinarischen Feingeistes höher schlagen lässt – werden formidable Weine vom Grand Vin aus großen Flaschenformaten serviert. Die Jahrgänge 2017, 2011 und 2005 begeistern uns.
Anschließend geht es zum Tasting des Jahrgangs 2023, den wir ja bereits gestern bei Château Canon probieren durften. Wir testen den Château Rauzan-Ségla 2023 zunächst aus verschiedenen Fässern, dann aus einer ersten Flaschenabfüllung. Es war ein hartes Jahr für das Weingut, doch sie haben es gemeistert, indem sie die Ernte von dem Merlot so weit vorgezogen haben und mit einer hohen Selektion nur die besten Trauben für diesen Wein vinifiziert haben. In der Summe bleibt es ein historisch niedriger Merlot-Anteil, doch dieser ist enorm wichtig für das Gewand dieses großen Weines. Mit 85% Cabernet Sauvignon haben wir einen beeindruckenden Backbone, der dem Wein sicherlich für viele Jahre Stabilität verleihen wird. 13,5% Merlot sind wichtig, und die 1,5% Petit Verdot runden die Assemblage ab. 13,5% Volumen Alkohol. Dieser Wein zeigt sich von einer maskulineren Seite, als wir diesen sonst sehr femininen Wein kennen. Wir glauben, hier einen beeindruckenden Vertreter dieses Jahrgangs kennengelernt zu haben und vergeben heute 97-98+ Punkte mit Potenzial nach ganz oben. Tipp für die Subskription Bordeaux 2023!
Spontan reisen wir zum Chateau Brown nach Pessac. Die sehr sympathische Commercial-Direktorin empfängt uns, und wir machen die Erfahrung mit einem klassischen Weißwein aus der Region. Dieser Moment macht große Freude, denn aus 75% Sauvignon Blanc und 25% Sémillon ist es ein ganz wunderbarer Wein. Mit einer tollen Nase, einer schönen Struktur, einer tollen Säure, einer Frische als Gegenspieler zu einer feinen Öligkeit. Super! Auch wenn der Schwerpunkt bezüglich Menge des Weingutes auf Rotwein liegt, haben wir hier eine ganz besondere Perle des Weißweins aus der Appellation Pessac-Léognan entdeckt. Anschließend probieren wir den Jahrgang 2021, der schon mit minimaler Flaschenreife daherkommt. Es macht wirklich große Freude und zeigt, wohin die Reise bei diesem Weißwein gehen kann. Wir haben 95 Punkte für den Château Brown Blanc 2021 und 96 Punkte für den Château Brown Blanc 2023. Wirklich eine große Freude, diese Entdeckung gemacht zu haben. Ein Muss für alle Weißweinliebhaber bei der en primeur Subskription 2023!
Château La Mission Haut-Brion und Château Haut-Brion
Wir kommen zu einem der Highlights unserer Bordeaux primeurs 2023 Reise: Chateau La Mission Haut Brion. Hier werden seit vielen Jahren mit die größten Weine im Bordeaux vinifiziert. Und Chateau La Mission Haut Brion und Chateau Haut Brion werden in einem ganz besonderen Saal präsentiert. Blaue Wände, roter Teppich, auf dem man 5 cm einsinkt. Hier geht es ehrwürdig zur Sache, und die Weine bekommen einen angemessenen Rahmen. Und es macht einfach viel Freude, in diesem Ambiente den Weinen mit Ehrfurcht zu begegnen. Dieser Wein zeigt sich erstaunlich offen für diese Qualität. Es gibt 17% Cabernet Sauvignon. Chateau La Mission Haut Brion 2023 kommt sehr elegant und würzig. Eine leichte Kaffeenote macht direkt Freude bei der Degustation. Die Langlebigkeit wird durch eine fantastische und sehr feine Tanninstruktur deutlich. Wir geben ihm 96 Punkte. Weiter geht es mit Chateau Haut Brion. Dieser Wein begeistert alle Weinliebhaber seit Jahren. Nicht zuletzt durch die besondere Flaschenform. Auch 2023 zeigt sich sofort ein ganz typischer langlebiger Wein. Merlot führt vor Cabernet Sauvignon, und es sind auch ein paar Prozent Cabernet Franc in diesem Wein. 14% Alkohol und eine unfassbare Dichtigkeit. Die Tannine sind fein geschliffen, überhaupt nicht störend und trotzdem unendlich lang. Die Nase ist noch sehr verschlossen. Hier zeigt sich der Langstreckenläufer, der lange in unseren Kellern brauchen wird, bis er auf seinem Peak ankommt. Ein Meisterwerk an Langlebigkeit. 97 plus.
Wir machen weiter mit den weißen Weinen bei Chateau Haut Brion. Diese Weine stehen seit Jahren für die absolute Spitze im weißen Bordeaux. La Clarté de Haut Brion 2023 kommt in diesem Jahr mit etwas mehr Sauvignon Blanc als Sémillon daher und zeigt sofort wieder, was weißer Bordeaux kann. Allerdings ist die Fruchtigkeit etwas präsenter und die Mineralität weniger als gewohnt. Im Vergleich zu Chateau Brown – insbesondere unter Berücksichtigung der Preisliga – sind wir hier tatsächlich enttäuscht. Wir geben 91 Punkte. Bei La Mission Haut Brion 2023 geht es weiter, und wir haben auch hier eine andere Stilistik als in den letzten Jahren, was gut an der Säurestruktur vom Sauvignon Blanc liegen kann, der in diesem Jahr die Überhand behält. Auch hier 93 Punkte. Wer uns wie in jedem Jahr begeistert und die absolute Benchmark darstellt, ist Chateau Haut Brion Blanc. Dieser Wein ist unglaublich und ist unserer Wahrnehmung sicherlich einer der weltweit führenden Weine. Fantastisch, 99 plus. Doch im Vergleich zeigt es einfach, wie fantastisch die Weine bei Chateau Brown sind. Und wenn man den Preis mitberücksichtigt, haben wir in dem Tasting der beiden Weingüter einen neuen Liebling gefunden. Trotzdem bleibt die Benchmark, sofern Geld keine Rolle spielt, dieser Chateau Haut Brion Blanc 2023. 99 plus.
Impressionen Bordeaux primeurs 2023 vom linken Ufer
Genießen wir einige Eindrücke unseres zweiten Tages der en primeur Tour im Schnelldurchlauf!
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